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Interdisziplinäres Festival für Musik und Klangkunst



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Freitag, 8. Dezember 2017, 20.00

Peter Ablinger

Weiss/Weisslich 22 — Klangprojektion



Peter Ablinger, from the series Seeing-and-Hearing, 1994

[Peter Ablinger: Foto aus der Serie "Seeing and Hearing", 1994]

 

Weiss/Weisslich 22

Beethovens Symphonien, kondensiert in 40 Sekunden.

... von der Technik her anders ist die Art der Verdichtung bei ww22, den Sinfonien: Das Resultat ist so, als hätte man alle Sinfonien eines Meisters in 40 Sekunden lange Abschnitte zerschnitten und dann übereinander gelegt; eine Art (Zusammen-)Faltung auf 40 Sekunden; tatsächlich ist Sekunde 1 bis 2 (der ersten Sinfonie Beethovens) immer gleichzeitig mit den Sekunden 41 bis 42, 81 bis 82 etc. derselben Sinfonie...

                   [Peter Ablinger]

Wie sehr aber Rauschen selbst zur Information wird, und zwar sowohl als Informationsträger, als auch als Information selbst, hat Peter Ablinger immer wieder erkundet und beschrieben. In Weiss/Weislich 22, Haydn, Mozart, Beethoven Schubert, Bruckner, Mahler, 4' sind die Symphonien dieser Komponisten mit einem eigens dafür entwickelten Computerprogramm auf jeweils 40" kondensiert. Das resultiert in gefärbtem und in sich changierendem Rauschen; die Information aber, die dieses Rauschen über Eigenart und Charakteristik des jeweiligen Komponisten enthält, ist für jeden, der die Musik dieser Komponisten kennt, unüberhörbar und in anderen Konstellationen zumindest nicht in vierzig Sekunden derart mitteilbar. Dieser Aspekt des Informierens mag einer der weniger wichtigen dieser Arbeit sein, da dieses Stück Entscheidenderes vermittelt über das Verhältnis von einem darzustellenden Allem zu einem dargestellten Kondensat, letztlich von Repräsentanz zu Präsenz. Das Rauschen in seiner unvermitteltsten, wenn auch selten bewusst wahrgenommenen Rolle als Information ist vielleicht diejenige der Auskunftgeberin über Raum und Proportion. Als Peter Ablinger vor vielen Jahren begann, Phänomenen des Rauschens nachzuforschen, war eines der Dogmen auf das er stieß, dass weißes Rauschen von Tontechnikern gewissermaßen präventiv und pauschal als "Alles" eingestuft wurde. Doch schon die bloß phasenverschobene Überlagerung von zwei Weissen Rauchen, die, würde dieses Dogma stimmen, nichts bewirken dürfte, ließ sich deutlich wahrnehmen, und zwar, so erzählte Peter Ablinger, eigentlich weniger als akustische Mitteilung, denn als der Eindruck, es hätte sich der Raum ein wenig verändert, als wären die Wände auseinander, die Decke herabgerutscht. Dieses Erlebnis untermauerte Peter Ablingers Überzeugung, dass Kunst nicht etwas repräsentiert, etwas stellvertretend darstellen muß, oder, um im Kontext einer Galerie zu argumentieren, hinstellen muss, sondern dass sie - auch als akustische Kunst - wirkungsvoll sich als ein schlicht Seiendes zeigen kann, als etwas, das Raum schafft, „wie ein architektonischer Eingriff“.

[aus: Christian Scheib: Ohne Titel, zu Peter Ablingers Installationen im Sophienhof in Kiel]

http://ablinger.mur.at/ww22.html

Peter Ablinger

siehe:Peter Ablinger Hinweisstücke